Der Auf- und Abstiegskampf in der Verbandsliga Nord erhält eine neue Wendung: Wie der zuständige Einzelrichter Horst Holl bestätigt, wird das Spiel zwischen der SG Barockstadt II und dem TSV Wabern (4:1), das bereits im März gespielt wurde, nun für Wabern gewertet.
Der Grund ist §60 der Spielordnung des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV). Dieser besagt unter anderem, dass „nach einem Einsatz in einem Meisterschaftsspiel in der Regionalliga gilt, dass Amateure oder Vertragsspieler, die am 30. Juni das 23. Lebensjahr vollendet haben, erst nach einer Schutzfrist von zwei Tagen in den nächsten Spielen der unteren Mannschaft eingesetzt werden dürfen.“ Und diesen Passus hat die SG Barockstadt im Falle von Tobias Göbel, der in drei Wochen 25 wird, gleich zweimal ignoriert. Bei den Spielen im März beim Hünfelder SV (2:3-Niederlage) und gegen den TSV Wabern(4:1 Sieg) spielte Göbel jeweils am Tag zuvor für das Regionalliga-Team, um dann dem Verbandsliga-Team zu helfen. In beiden Spielen traf Göbel und legte zudem einen Treffer auf.
Hammer im Auf- und Abstiegskampf: SG Barockstadt II verliert Punkte
Holl urteilte nun: Beide Spiele werden mit 0:3 gegen Barockstadt II gewertet, zudem muss der Verein für sein fahrlässiges und nicht vorsätzliches Verhalten jeweils 166 Euro Strafe zahlen. Straffrei ging Göbel aus, da er für Barockstadt grundsätzlich spielberechtigt ist, nur in den betreffenden Spielen nicht einsatzberechtigt war. Aber nicht etwa der Hünfelder SV, der sein Spiel ohnehin gewonnen hatte, oder der TSV Wabern hat den Fall bei Horst Holl vorgebracht, sondern Matthias Schmelz. Der Regionalbeauftragte Kassels erklärt, wie er der SGB zwei Monate nach den nicht erlaubten Einsätzen von Göbel überhaupt auf die Fährte kam.„Ich habe den kompletten Kreis Kassel überprüft, um zu schauen, ob Spieler falsch eingesetzt wurden. Dabei habe ich auch Hessen Kassel II kontrolliert, die in der Gruppenliga Kassel um den Aufstieg spielen. Und da dachte ich, guckst du auch mal bei Barockstadt II in der Verbandsliga nach. Dabei bin ich fündig geworden und habe Horst Holl den Fall gemeldet.“ Laut Rechts- und Verfahrensordnung ist es die Pflicht des Klassenleiters, die Spielerlaubnis der Spieler zu überprüfen, wenngleich meist die gegnerischen Vereine selbst genau hinschauen, ob beim Gegner alle Mann hätten spielen dürfen. Schmelz, der stellvertretender Klassenleiter der Verbandsliga Nord ist, geht davon aus, dass Barockstadt aus Unwissenheit gehandelt habe, da die Reglungen von deren abweichen, die der Verein aus Hessenliga-Zeiten gewohnt war.
Und genau dies bestätigt Daniel Martella, Sportlicher Leiter von Barockstadt II: „Es gab vor der Saison durch den Regionalliga-Aufstieg so viele Änderungen, weswegen uns dieser Paragraf irgendwie durchgerutscht ist. Vor allem die Jungs sind mega enttäuscht, weil wir einen möglichen zweiten Platz jetzt abhaken müssen. Auch tut es mir für die im Abstiegskampf involvierten Teams leid. Aber es war natürlich keine Absicht von uns.“
Insbesondere die Wertung des Wabern-Spiels hat gravierende Auswirkungen auf Auf- und Abstiegskampf. So katapultiert sich die SG Barockstadt II selbst aus dem Kampf um Platz zwei. Zuletzt hatte sich das Team in bestechender Form gezeigt, sechs Spiele in Serie gewonnen und sich bis auf Rang drei vorgearbeitet. Mit nun nur noch 47 Punkten bei 28 Spielen haben Dörnberg (51 Punkte/27 Spiele), Bronnzell (48/26) und Flieden (48/27) die besseren Karten. 32 Spiele sind in der Verbandsliga zu bestreiten.
Und im Tabellenkeller darf sich der TSV Wabern über drei unverhoffte Punkte freuen, die der Konkurrenz am Ende des Rankings richtig schmerzen. Wabern springt auf 24 Zähler und enteilt der SG Johannesberg somit um vier und der SG Ehrenberg um drei Punkte und erhöht gleichzeitig den Druck auf Willingen (27 Punkte), Klei/Hun/Doh (26) und Sand (25).
Johannes Götze
Torgranate