Manchmal kann ein Journalist seinen Gesprächspartner noch mit Statistiken überraschen, die er über sich selbst nicht einmal auf dem Schirm hatte. So erging es Marc Götze, dem ausgewiesenen Derbyspezialisten von Buchonia Flieden.
Denn zwei Dinge wusste Götze vor dem heutigen Verbandsliga-Topspiel auf der Hünfelder Rhönkampfbahn um 15.30 Uhr nicht: Dass er gegen keine andere Mannschaft mehr Ligaspiele bestritten hat, als gegen den Hünfelder SV. Heute wird, so es ein grippaler Infekt zulässt, sein elftes Spiel folgen. Was dem 29-Jährigen ebenfalls neu war: Niemand hat in der jüngeren Historie mehr Treffer in diesem Duell erzielt. Immerhin fünf an der Zahl und damit eins mehr als seine beiden Teamkollegen Fabian Schaub und Andre Vogt.
Verheerend: So schlecht ist die Bilanz von Hünfeld gegen FliedenVogt erzielte diese allerdings allesamt noch im Jersey des Hünfelder SV und wird heute urlaubsbedingt nicht eingreifen können. Ob Schaub schon wieder eine Alternative für die Startelf sein wird, ist fraglich. Der Sturmtank fehlte beinahe die komplette Hinrunde. Doch das Personal ist in Derbys oft gar nicht entscheidend, wie Götze weiß: „Es sind unsere Fliedener Tugenden, die wir insbesondere in den Derbys auf den Platz bringen. Mentalität, Leidenschaft, Kampf. Gerade für die reinen, die wahren Derbys brennen wir immer noch ein bisschen mehr.“ Er selbst ganz besonders, „weil da das Toreschießen noch mehr Spaß macht“.
Dass er das Duell gegen den Hünfelder SV als reines und wahres Derby bezeichnet, liegt für ihn auf der Hand: „Auf den HSV treffen wir immer wieder. Entweder in der Hessenliga, wenn beide Mannschaften eher um den Klassenerhalt kämpfen oder in der Verbandsliga, wenn beide Teams um den Titel kämpfen. Das Spiel hat einfach viel mehr Tradition und Prestige als Duelle gegen Eichenzell oder Bronnzell.“
2000 Fans wohnten dem Duell im August 2003 zwischen Flieden und Hünfeld am Fliedener Weiher bei. Die beste Kulisse der jüngeren Historie zwischen beiden Teams.
Und da gibt Götze die Statistik recht: Seit dem Aufstieg des HSV in die Oberliga 2003 trafen beide Teams 19-mal aufeinander. Die Bilanz spricht dabei deutlich für Flieden, denn nur viermal verließ Hünfeld den Platz als Sieger. Der letzte Heimsieg des HSV gegen die Buchonen liegt fast 14 Jahre zurück, zuletzt verlor Hünfeld vier Heimspiele in Folge gegen Flieden.
Eine verheerende Statistik des Zweiten der Verbandsliga. Und dementsprechend breit ist die Brust von Götze: „Auch wenn wir zuletzt gegen den CSC den Start in die Restrunde vermasselt haben, können wir das ausblenden. Hünfeld hat auch nur 2:2 in Johannesberg gespielt, ist noch in Sichtweite und wir können mit einem Sieg in Hünfeld noch näher heranrücken.“
Vom letzten Heimsieg des HSV ist immerhin noch ein Akteur übrig: Johannes Helmke spielte seinerzeit in der Innenverteidigung des HSV, heute ist der 36-jährige Trainer der Hünfelder. Das Spiel entschied seinerzeit Fabian Kallée mit einem Doppelpack, auch Tobias Hammerl traf für den HSV. Den Fliedener Ehrentreffer erzielte Martin Kriwoschein. Damals auf dem Feld der Fliedener: Eldar Hasisc und Dennis Theisenroth, die wie Alexander Reith, Christopher Krause, Daniel Werner, Dominik Weber, Alexander Hose, Benjamin Bunzenthal, Sascha Rumpeltes und eben Andre Vogt zu den Akteuren zählen, die in den vergangenen 20 Jahren für beide Teams spielten.
Johannes Götze