K. Jüngst, J. Lühn, F. Zentgraf, A. Herbst, A. Giebel, G. Marschall, F. Koch, E. Jansen, K. Dietz, A. Seifert, H. Ebert.
Schon 10 Jahre vor dieser Gründung wurde im Jahre 1909 der Turn- und Sportverein ‘Fortuna” gegründet, der von dem verstorbenen Lehrer H. Atzert geleitet wurde, dem auch die turnerische und sportliche Leitung oblag.
Wenn man Namen in Erinnerung bringt, so könnte man hier Karl Ebert, Anselm Eckert, Richard Brons, Richard Barth, H. Kammandel, Franz und Engelbert Koch, Heinrich Piel, Josef Ebert, Paul Fiedler und Josef Vogt nennen. Nur Paul Fiedler und Josef Vogt leben heute noch von dieser alten Garde.
Nach dem unrühmlichen Kriegsende im Jahre 1918 waren einige Spieler dieses Vorläufers nicht mehr zurückgekehrt. Es blieb dann nicht aus, daß dieser Verein in Auflösung geriet.
Nur Franz Koch, der jüngste Überlebende aus der ehemaligen’Fortuna”, und Karl Dietz, das heutige Ehrenmitglied, fanden sich zusammen und besprachen eine Wiederbelebung oder eine Neugründung eines sporttreibenden Vereins in Hünfeld. Diese beiden Pioniere des Hünfelder Sports, so kann man sie mit Recht nennen, kamen bald überein, an Sportbegeisterte der Haunestadt Einladungen zu versenden. Sie bedienten sich zunächst des damals noch erscheinenden ‘Hünfelder Kreisblattes”.
So stand am 21.6.1919 in der Zeitung folgende Einladung geschrieben:
“Alle Gönner und Freunde des Fußballsports werden auf Sonntag, den 22.6.1919, Mittags 12 1/2 Uhr, in die Gastwirtwirtschaft Fritz Lühn, eingeladen.”
Anwesend waren u.a. Franz Koch, Karl Dietz, Eberhard Jansen, Karl Jüngst, FranzZentgraf, August Giebel, Josef Lühn II., Albert Herbst, Gustav Marschall, AlbertSeifert, Hugo Ebert, Willi Baier, Karl Drinnenberg, Ernst Goß, Fritz Goß, Josef Biedenbach.
Die in der Gaststätte Lühn zusammengekommenen Gründungsmitglieder waren alle damit einverstanden, einen neuen sporttreibenden Verein in Hünfeld zu gründen.
Einstimmig wählte die Versammlung Eberhard Jansen zum 1. Vorsitzenden. Zum Kassierer wählte man Karl Dietz, während Franz Koch Zeugwart wurde. Maria Koch, die Mutter von Franz Koch, wurde gewissermaßen ‘Fußballmama” des HSV. Sie wohnte in der Nähe des Sportplatzes an der Jahnstraße. Nach den Spielen eilten die Spieler zu ihr und konnten sich dort waschen und umziehen.
Sie hatte ein so großes Herz für die Fußballer, daß sie auch heute noch bei den lebenden Gründern von damals in unvergessener Erinnerung bleibt. Nach den ersten Spielen meldeten sich weitere Fußballinteressierte der Haunestadtbeim Vereinsvorstand. Zunächst wurde nur die Sportart Fußball betrieben, später kam auch Leichtathletik hinzu. Wenn man hier einige Namen erwähnen möchte, so waren dies: Hermann Schneider, H. Bärwinkel, Adalbert Kobilinsky, Walter Aha, Jakob Jansen u.a.
Nun war es möglich, auch eine 2. und 3. Mannschaft sowie eine Jugendmannschaft aufzustellen.
Platz- und Verkehrsverhältnisse
Der Platz der Fußballer mußte fast jeden Sonntag verlegt werden.
Die damals herrschenden primitiven Verhältnisse und die wenige Unterstützung durch die Öffentlichkeit für den Spielbetrieb brachte es mit sich, daß diese Pioniere des Fußballsports in Hünfeld viele Opfer bringen mußten.
An der Turnhalle war der Platz nur 75 m lang und etwa 30 bis 40 m breit und dazu sehr uneben mit starkem Seitengefälle. Auf der einen Seite dieses Platzes standen 2 junge Zwetschgenbäume,die als Torstangen dienten.
Auf der anderen Seite waren es 2 dicke Birnbäume, die die gleiche Aufgabe zu erfüllen hatten. Eine feste Kasse war damals nicht vorhanden.
Wie zu dieser Zeit üblich wurde während dem Spiel um den Platz gegangen und kassiert.
Der 2. Sportplatz war der Weg der jetzigen Jahnstraße im Unterteil zwischen der
Jahnstraße und der Berufsschule. Der Platz war 40 m lang und etwa 10 m auf der einen und 25 bis 30 m auf der anderen Seite breit.Darauf wurde Fußball gespielt.
Als dann die Punktespiele mit anderen Vereinen begannen, waren die Hünfelder Fußballpioniere gezwungen, auf Haunewiesen zu spielen, wo sie jeweils den Besitzer um Erlaubnis fragen mußten. Gar so oft wurde diese Bitte nicht gewährt.Die Torstangen nahm man dann auf die Schulter und trug sie zum nächsten Platz.
War dann das Gras gewachsen, wurden die Spieler wieder von den Besitzern verjagt und es blieb ihnen als einzige Möglichkeit, auf die ‘Sargenzeller Höhen” zu gehen, um dort zu spielen.
Auch hier schimpften die Bauern, wenn mal ein Ball in ein Getreidefeld flog.Die Fahrten zu anderen Vereinen um Spiele auszutragen erfolgten entweder mit Fahrrädern oder mit Leiterwagen (Heu-Erntewagen). Wenn man einen Heuerntewagen bekam, so war dies schon etwas.
Mit der Eisenbahn fahren war oft auch ein Risiko, da wegen Kohlenmangels manchmal der Sonntagsverkehr kurzerhand eingestellt wurde.
Das waren noch Zeiten … ?!
Taschengeld hatten die wenigsten. So half einer dem anderen aus.
Fehlten dem einen ein paar Groschen für das Fahrgeld, so wurde gesammelt. Hatte einer kein Frühstück, so brachten es die von zu Hause mit, die gerade geschlachtet hatten.
Autofahrten gab es damals nicht und auch die weitesten Strecken, wie beispielsweise nach Lispenhausen bei Rotenburg, wurden mit dem Fahrrad hin- und zurück absolviert.
Ein Vergleich mit der heutigen Situation und der damaligen würde nicht nur hinken. Erstaunen erregen, sondern auch den grenzenlosen Idealismus beweisen, den diese Männer im Herzen hatten und in die Tat umsetzten. Man kann nur den Hut ziehen vor so viel Opferbereitschaft, Mut und Idealismus.
Treffend skizzierte das ein Sportfreund, als er im ‘Hünfelder Kreisblatt”, Ausgabe Nr. 81 vom Donnerstag, dem 3.7.1919, folgendes schrieb:
“Wie schon allgemein bekannt, hat sich in hiesiger Stadt ein Fußballverein gegründet. Der Fußballsport, welcher in unserem Städtchen während der Kriegsjahre eingeschlafen war, kommt hoffentlich wieder voll zur Blüte.
Es ist deshalb sehr erfreulich, weil dadurch den jungen Leuten, die tagsüber in Büros oder Fabriken usw. gearbeitet haben, Gelegenheit geboten wird, ihren Körper in der frischen, gesunden Luft die nötige Bewegung zu geben. Gerade das Fußballspiel ist dafür geeignet, weil Lunge, Herz und Muskeln zur Tätigkeit angeregt werden. Es ist eine wahre Freude, den jungen Leuten beim Spiele zuzusehen, wie die Spieler jeder Partei bemüht sind, den hin- und herfliegenden Ball sich gegenseitig zuzuspielen, um ihn so durch das gegnerische Tor zu treiben. Als interessierter Zuschauer könnte man wirklich Lust bekommen noch einmal mitzutun. Hoffen wir, daß dem neugegründeten Fußballverein Hünfeld in hiesigem Städtchen dasjenige Interesse entgegengebracht wird, das dieser edle Sport verdient. Und so rufen wir dem jungen Verein ein kräftiges ‘All Heil” zu.”
Der Verein wird aktiv.
Lassen wir hier die nüchternen Zahlen sprechen, die in den laufenden Ausgaben des’Hünfelder Kreisblatt” standen. So fand man hier geschrieben:
“Am 26. Juni 1919 erste Spielstunde. Am 3. Juli 1919 war der erste Lokalbericht verzeichnet, den wir schon im Wortlaut geschildert haben. Am 13.Juli 1919 war die erste Versammlung nach der Gründung im damaligen ‘Gesellenhaus”.
Am 29. Juli 1919 erschien ein Bericht vom 1. Spiel des HSVgegen ‘Adler Neukirchen” (heutiger FC 09 Neukirchen). Das Spiel ging mit 1 : 3 Toren verloren und wurde auf der Sargenzeller Höhe ausgetragen.